Nach der Historikerin Luise Tremel muss daher eins der folgenden Kriterien für ein „Gutes Teilen“ erfüllt sein: Wenn Menschen einen Zugang erhalten, die sonst (z.B. aufgrund von fehlenden finanziellen Möglichkeiten) ausgeschlossen wären. Wenn weniger Ressourcen benötigt und verbraucht werden. Wenn dadurch mehr soziale Begegnungen ermöglicht werden. Wir wollen euch hier ein paar Plattformen, Projekte und Initiativen vorstellen, die im Sinne einer Sharing-Bewegung oder Economy arbeiten und nach unserem Verständnis ein „Gutes Teilen“ unterstützen. Viel Spaß beim Teilen!
Bike-Sharing – auf zwei Rädern durch die Stadt
Zu den immer beliebter werdenden Sharing-Angeboten dürfte das Bike-Sharing zählen. Insbesondere in den Großstädten wächst das Angebot zunehmend und wirkt sich somit positiv auf den Anteil an Fahrradfahrer*innen aus. Das praktische hierbei: Fahrräder können oft rund um die Uhr an verschiedenen Stationen ausgeliehen und wieder abgestellt werden. Meist bedarf es dafür nur einer kurzen Registrierung, einer kleinen Gebühr für die Nutzung (oft sind die ersten 30min sogar kostenlos) und los geht’s! Und um einen potentiellen Diebstahl oder Wartung muss sich auch nicht mehr gesorgt werden.
„Bike-Sharing reduziert den Flächenverbrauch und Schadstoffemissionen. Leihräder legen bis zu 10.000 Kilometer im Jahr zurück und werden damit stärker genutzt als die meisten Privaträder.“ Mit steigender Nachfrage, steigt auch das Angebot. Viele bieten stationsgebundene oder freie Leihfahrräder an. Je nachdem, lässt sich das Fahrrad an einer speziellen Station mittels Smartphone oder Kunden*innenkarte freischalten, andere besitzen ein elektronisches Schloss und lassen sich auf ähnlichem Wege entsperren. Eine andere Alternative bietet das niederländische Unternehmen mit ihren Swapfiets. Hier können Fahrräder im monatlichen Abo gemietet werden. Eine besonders praktische Alternative für all diejenigen, die sich kein eignes Fahrrad anschaffen, aber trotzdem regelmäßig fahren wollen. Diese Option ist aufgrund des Abos allerdings nichts für Kurzentschlossene.
Für nachbarschaftliche Vernetzung: Nebenan.de
Die Online-Plattform Nebenan.de bietet einen idealen Ort zum Teilen in direkter Nachbarschaft. Nach einer kurzen Registrierung findest du alle Neuigkeiten zu deinem Kiez und deinen Nachbar*innen. Somit steht einem Austausch mit anderen Hausgemeinschaften und angrenzenden Nachbarschaften nichts mehr im Wege.
Beiträge lassen sich auf der Plattform kinderleicht erstellen. Egal, ob es um gemeinsame Gruppen oder Veranstaltungen geht – hier ist für jeden Geschmack etwas dabei. Und natürlich darf hier das Teilen nicht fehlen! Du suchst eine Bohrmaschine oder brauchst hilfreiche Tips? Hier kannst du direkt mit deiner Nachbarschaf in Kontakt treten und dich austauschen. Selbstverständlich kannst du natürlich auch selbst Dinge zum Verschenken oder Ausleihen anbieten. Folgende Städte sind bereits Teil der Community von Nebenan.de: Stuttgart, Bremen, Dresden, Nürnberg, Berlin, Leipzig, Duisburg, Hannover, Frankfurt am Main, München, Essen, Köln, Hamburg, Dortmund, Düsseldorf.
Mehr Grün mit Gemeinschaftsgärten
Besonders Gemeinschaftsgärten erfreuen sich in Großstädten immer größerer Beliebtheit. Ohne eigenen Garten und Balkon, begrenzt sich der grüne Daumen sonst auf die eigenen vier Wände. Doch nicht nur die reine gärtnerische Aktivität steht hier im Mittelpunkt, vielmehr geht es um einen gemeinschaftlichen Mehrgewinn. Gerade in Großstädten bieten Gemeinschaftsgärten darüber hinaus eine gute Möglichkeit, Freiräume selbst zu gestalten und einen nachbarschaftlichen Austausch zu ermöglichen. Wertvolles Wissen und gärtnerische Arbeiten können untereinander geteilt werden.
Die Palette an Gemeinschaftsgärten und ihren Entstehungsgeschichten ist dabei ebenso vielfältig, wie die partizipierenden Menschen. Neben Nachbarschafts- und Quartiersgärten, gibt es auch zahlreiche interkulturelle Gärten oder Gärten für ausgewählte Personengruppen, z.B. Frauen- und Mädchengärten. Allen gemeinsam bleibt das gemeinschaftliche Gärtnern im urbanen Raum in ausgewählten Freiräumen und der ständige Austausch. Für die Stadt Berlin gibt es online eine interaktive Karte mit allen Berliner Gemeinschaftsgärten, die jederzeit aktualisiert werden kann. Hier geht es zur Karte!
Für Buchliebhaber*innen: Booksharing
Manche lesen in der Bahn auf dem Weg zur Arbeit, wieder andere vor dem Schlafen gehen oder bei ein paar schönen Sonnenstrahlen im Park oder sehen in Büchern treue Urlaubsbegleiter: trotz zahlreicher Online-Angebote erfreut sich das klassische Buch großer Beliebtheit. Einmal durchgelesen landet das Buch schnell im Regal, fungiert als Staubfänger und steht oft ungenutzt herum. Doch warum nicht das geliebte Buch auch anderen zur Verfügung stellen und teilen? Neben öffentlichen Bücherregalen finden sich auch immer wieder Straßenbibliotheken in ehemaligen Telefonzellen. Diese so genannten „Bücherboxxen“ wurden 2010 vom Institut für Nachhaltigkeit in Bildung, Arbeit und Kultur etabliert. In Berlin finden sich inzwischen Dutzende solcher umfunktionierten Telefonzellen. Bücher können dort hingebracht, genauso wie mitgenommen werden. Und natürlich bleibt auch weiterhin die ganz klassische Form des Booksharings gefragt: öffentliche Bibliotheken liegen im Trend! Neugierig geworden, wo sich die nächsten öffentlichen Bücherschränke befinden? Bei Utopia findet ihr eine digitale Karte.
Natürlich gibt es noch viele weitere Sharing-Angebote. Besonders durch die digitale Vernetzung ist es heutzutage immer einfacher zu teilen. Zu den bekanntesten Anbietern dürfte hier ebay Kleinanzeigen zählen – hier werden immer wieder Dinge zum Verschenken angeboten. Aber auch in sozialen Medien und Netzwerken finden sich zahlreiche Angebote, die oft einen regionalen Schwerpunkt haben. Besonders beliebt bei reisefreudigen Menschen sind Plattformen wie Couchsurfing. Hier können Menschen einen freien Schlafplatz anbieten. Somit wird oft nicht nur ein Dach für ein paar Tage geteilt, sondern gleich noch ein (inter-)kultureller Austausch gefördert. Wer aufmerksam durch seinen Kiez läuft, dürfte auch schon des Öfteren über so genannte „Freeboxes“ gestolpert sein. Auch hier können Menschen von Klamotten, über Geschirr bis hin zu Büchern & Co alles mögliche hinbringen. Oft gibt es dafür kleine überdachte Regale oder ähnliches, damit die Sachen auch vor Wetter geschützt werden. Vorbeilaufende Passant*innen können dann gemütlich stöbern und ihre neuen Schätze mitnehmen. Stöbern lohnt sich!